Genetische Forschung
und genetische Tests
Gene sind die Baupläne für alle Zellen und Organe des menschlichen Körpers. Veränderungen (wie zum Beispiel Mutationen) dieser Gene können für die Entstehung von einer Vielzahl von Erkrankungen mitverantwortlich sein. Die Entschlüsselung dieser Gene und ihrer Veränderungen hat zu einer besseren Früherkennung und Therapie von einzelnen Erkrankungen geführt.
Forschung über den Bauchspeicheldrüsenkrebs
Das Europäische Pankreas Zentrum, mit dem die Pankreas Klinik Schweiz Hand in Hand arbeitet, beschäftigt sich seit einigen Jahren intensiv mit der Erforschung der molekularen und genetischen Veränderungen bei verschiedenen Krebserkrankungen. Ein Schwerpunkt bildet hier der Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom). Es konnten eine Reihe von wichtigen Erkenntnissen über die Entstehung dieses Tumors gewonnen werden und erste neue Behandlungsmethoden, die zum Teil im Tiermodell erfolgreich getestet wurden, erarbeitet werden. Einige dieser Forschungsergebnisse werden folgend kurz erläutert.
Der Bauchspeicheldrüsenkrebs hat eine sehr schlechte Prognose und die Häufigkeit dieser Erkrankung hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Durch die ständigen Verbesserungen in der Diagnostik wird er öfter und früher nachgewiesen. Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist eine sehr aggressive Krankheit und steht momentan an fünfter Stelle in der Todesstatistik bei bösartigen Tumoren.
Heilungschancen
Die komplette chirurgische Tumor-Entfernung stellt die einzige Therapie dar, die den Patient:innen eine Heilungschance bietet. Eine Chemotherapie, alleine oder als ergänzende Massnahme zur Operation, ist häufig angebracht und verbessert die Überlebenszeit und die Überlebenschancen. Eine Strahlentherapie hingegen wird in Europa nur in speziellen Situationen angewendet. Durch diese Therapie kann eine Verkleinerung der Tumore, in gewissen Fällen eine Schmerzlinderung und eine Besserung der Lebensqualität erzielt werden.
Die Gründe für das aggressive Wachstum von Bauchspeicheldrüsenkrebszellen sind nicht vollständig geklärt. Molekularbiologische Studien an menschlichen Bauchspeicheldrüsenkrebszellen unterstrichen bereits in den 80er-Jahren die wichtige Rolle von Wachstumsfaktoren für die Entstehung des Bauchspeicheldrüsenkrebses. Dies sind Faktoren, die das Wachstum von verschiedenen Zellen und vor allem auch Krebszellen beschleunigen. Gleichzeitig beobachtet man beim Bauchspeicheldrüsenkrebs, dass Faktoren, die normalerweise das Zellwachstum hemmen oder zum Zelltod führen, entweder vermindert vorkommen oder durch genetische Veränderungen (Mutationen) in ihrer Funktion gestört sind. Das Wachstum der Bauchspeicheldrüsenkrebszellen wird nicht mehr gebremst.
Ausserdem produzieren die Krebszellen Substanzen, die einen positiven Einfluss auf die Fähigkeit der Bauchspeicheldrüsenkrebszellen haben, in das umgebende gesunde Gewebe bzw. in andere Organe einzudringen und Ableger (Metastasen) zu bilden.
Unsere eigene Forschung konzentrierte sich in den letzten Jahren auf die Verbesserung der Therapie an Patient:innen und im Grundlagenbereich auf die Entwicklung einer Immuntherapie des Bauchspeicheldrüsenkrebses.
Molekularbiologische Forschung
Die molekularbiologische Forschung hat in den vergangenen Jahren zu einer wesentlichen Erweiterung unseres Wissens über die Entstehung des Bauchspeicheldrüsenkrebses beigetragen. Das vermehrte Vorhandensein von Wachstumsfaktoren sowie eine Vielzahl anderer molekularer Veränderungen verschaffen Bauchspeicheldrüsenkrebszellen einen erheblichen Wachstumsvorteil, der zum Fortschreiten des Tumorleidens führt und auch für das Nichtansprechen des Tumors gegenüber Chemotherapie oder Strahlentherapie verantwortlich sein könnte. Eine ganze Reihe von Untersuchungen haben mittlerweile gezeigt, dass molekulare Veränderung beim Bauchspeicheldrüsenkrebs mit einer erhöhten Aggressivität des Krebses und einer kürzeren postoperativen Überlebenszeit verbunden sind. Durch die Kenntnis dieser Vorgänge in der Zelle wird versucht, entsprechende Gegenmittel zu entwickeln.
Bessere Therapie dank Forschung
Durch weitere Untersuchungen kann es gelingen, dass wir in Zukunft unseren Patient:innen eine bessere Therapie ihrer Tumorerkrankung anbieten können. In den letzten Jahren konnten aus der molekularen Forschung heraus erste neue gentherapeutische Behandlungsansätze entwickelt werden. Diese neuen Behandlungsformen werden Krebspatient:innen angeboten.
Ein weitere Schwerpunkt bildete die Erforschung von genetischen Defekten bei Patient:innen mit familiärem (d.h. in Familien gehäuft auftretenden) Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie einer angeborenen (hereditären) Form der chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung.