Pankreas Klinik Schweiz

Tumore
in hormon­bildenden Drüsen

Endokrine Drüsen stellen Produktionsstätten für Botenstoffe – sogenannte Hormone – dar, die bei der Regulierung von unterschiedlichen Körperfunktionen massgeblich mitwirken. Hormone vermitteln bestimmte Zellinformationen. So führt beispielsweise Insulin zum Übertritt von Glukose aus dem Blut in die Zelle oder das Schilddrüsenhormon beeinflusst die Aktivität des Körpers. Es ist also ein komplizierter Regelmechanismus dafür, dass bei einem gesunden Menschen immer die richtige Hormonmenge – oft auch angepasst an die Lebensgewohnheiten – gebildet und ins Blut abgegeben wird. Wenn nun hormonbildende Zellen entarten, so kann entweder zu viel oder zu wenig dieses Botenstoffes gebildet werden. Auch der Regelmechanismus wird gestört.

Durch unterschiedliche äussere Einflüsse oder Veränderungen der Erbmasse können sich hormonbildenden Zellen bösartig verändern oder aber am Ort wuchern, ohne alle Kriterien der Bösartigkeit (Malignität) zu zeigen.

Normales Pankreas 1500x1070

Normales Pankreas

Endokrine Tumore in der Bauchspeicheldrüse

Das Insulinom

Das Insulinom ist der häufigste hormonproduzierende Tumor der Bauchspeicheldrüse. Er bildet unreguliert Insulin, das dann seine Wirkung ausübt, ohne dass ein hemmender Regelkreis die Insulinbildung stoppt. Infolge zeigen sich die charakteristischen Zeichen von Unterzuckerung, die jede:r insulinspritzende Diabetiker:in kennt. Häufige Symptome sind: Schwitzen und Zittern, Herzklopfen, Schwäche, Angst, Sehstörungen, Aggressivität und im schlimmsten Fall auch Bewusstseinsverlust. Weil die betroffene Person merkt, dass es ihr durch Essen besser geht, nehmen die Patient:innen häufig an Gewicht zu. Der Arzt oder Ärztin findet bei der Abklärung die Zeichen einer unnatürlichen Unterzuckerung in einem Fastentest.

Die Lokalisation dieses Tumors, der oft sehr klein ist oder auch in Mehrzahl vorkommen kann, ist oft schwierig. Die Therapie der Wahl ist die chirurgische Entfernung des Tumors aus der Bauchspeicheldrüse. Lassen sich Metastasen nachweisen und sind diese nicht zu entfernen, ist eine ergänzende Chemotherapie angezeigt.

Das Gastrinom

Einen weiteren, nicht seltenen hormonproduzierenden Tumor stellt das Gastrinom dar. Der Tumor befindet sich meistens in der Bauchspeicheldrüse (rund 80%), er kann aber auch in anderen Organen lokalisiert sein (z. B. Magen, Duodenum). Er ist oft bösartig und metastasiert früh. Die Patienten leiden an medikamentös kaum beherrschbaren Magen-Darm-Geschwüren, die durch die vermehrte Produktion des im Tumor gebildeten Hormons Gastrin entstehen. Gastrin regt die Magensäurebildung an.

Therapeutisch gilt es, den Tumor zu entfernen. Bei Metastasierung des Gastrinoms wird versucht mit säurehemmenden Medikamenten die Symptome zu lindern. Früher wurde der ganze Magen entfernt, so dass keine Ulcera (Magengeschwür) mehr entstehen konnten, weil keine Säure mehr gebildet wurde.

VIPom und Glukagonom

Das VIPom und Glukagonom sind seltene Tumore. Beide finden sich häufig im Bereich der Bauchspeicheldrüse. Das Glukagonom manifestiert sich ähnlich wie die Blutzuckerkrankheit Diabetes mellitus, weil Glukagon zu einer Erhöhung des Blutzuckers führt. Ausserdem haben diese Patient:innen häufig noch Veränderungen an der Haut. Das Verner-Morrison-Syndrom entsteht, wenn in einem endokrinen Tumor VIP (vasoactives intestinales Polypeptid; ein aus 28 Aminosäuren bestehendes Hormon) gebildet wird. Dieses Hormon regt die Sekretion des Dünndarms und des Pankreas an und führt unkontrolliert produziert zu wässrigen Durchfällen, Kalium-Salz-Mangel und einem Chloriddefizit im Sekret des Magen-Darm-Trakts: Es entsteht eine ausgeprägte Übersäuerung des Körpers. In allen Fällen sind die Identifikation und Lokalisation des Tumors schwierig. Auch kleine Tumore bilden sehr frühzeitig Metastasen, so dass eine begleitende Chemotherapie neben der symptomatischen Behandlung nötig wird. 

Andere endokrine Tumore

Es gibt auch endokrine Tumore, die keine messbaren Hormone produzieren. Deren Diagnostik ist ebenfalls oft schwierig. Andererseits ist ihr Wachstumsverhalten und der Metastasierungstyp anders als das häufige, vom Pankreasgang ausgehende Karzinom, so dass ein anderes chirurgisches Vorgehen und eine differente Strahlen- und Chemotherapie notwendig sind.

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Endokriner Tumor

ECRP eines endokrinen Tumors des Pankreaskörpers (violett gefärbter Bereich).